Wohnungsnachfrage in Burghausen bleibt hoch

(04.03.2019)

515 Anfragen hat es 2018 bei der städtischen BuWoG gegeben – Presse im Gespräch mit Geschäftsführer Markus Huber

Burghausen. Die Nachfrage nach Wohnungen ist ungebrochen hoch. 515 Personen haben im letzten Jahr bei der städtischen Wohnungsgesellschaft BuWoG nach einer Wohnung nachgefragt. Die meisten vergeblich. Zwischen 60 und 100 Wohnungen kann die BuWoG im Jahr an neue Mieter vergeben. Warum das so ist und wie sich der Wohnungsmarkt weiter entwickeln wird, darüber sprach der Burghauser Anzeiger mit BuWoG-Geschäftsführer Markus Huber. Im Herbst werden es zehn Jahre, seit der 57-Jährige das Burghauser Wohnungsunternehmen leitet. Er kennt die Situation bestens.

Wie ist der jetzige Wohnungsbestand der BuWoG und wie gliedert er sich auf in Einzimmer, Zweizimmer, Dreizimmer und größere Wohnungen?
Markus Huber:
Wir verwalten derzeit 746 Wohnungen. Den größten Anteil machen Zweizimmer- (206) und Dreizimmerwohnungen (255) aus. Hier ist auch die Nachfrage am größten. Daneben haben wir 55 Einzimmerwohnungen, 80 Wohnungen mit vier Zimmern, 13 mit fünf und zwei mit sechs Zimmern. Hinzu kommen 75 Appartements mit im Schnitt 34 m 2 und 48 mit einem Zimmer sowie das von der BuWoG verwaltete Wohnheim in Heilig Geist mit 16 Seniorenwohnungen.

Und wie ist die Nachfrage konkret? Welche Größen sind knapp, welche gibt es in ausreichender Zahl, welche vielleicht sogar zu viel?
Huber:
Zu viele Wohnungen gibt es bei uns nicht – außer sie sind zu teuer. Am meisten nachgefragt werden in Burghausen kleinere Wohnungen mit zwei und drei Zimmern. Von den 515 Bewerbungen im vergangenen Jahr entfielen allein 384 auf diese Kategorie. Die Nachfrage ist in den letzten Jahren noch einmal stark gestiegen. Aber dass Wohnungen knapp werden, insbesondere in Großstädten, war schon vor zehn Jahren klar. Nur die große Politik kümmerte sich nicht darum, verkaufte sogar Wohnungen in öffentlicher Hand.

In Burghausen ist zuletzt sehr viel gebaut worden. Die Zahl der Einwohner hat aber nur geringfügig zugenommen. Wie geht das zusammen?
Huber:
Grundsätzlich und nach statistischen Erhebungen beansprucht der Bürger in Deutschland immer mehr Fläche zum Wohnen.

Wie hoch ist der Ausländeranteil an Bewohnern der BuWoG-Wohnungen?
Huber:
Der Anteil der Ausländer spielt in den BuWoG-Wohnungen eine enorme Rolle. Gut 30 Prozent unserer Wohnungen sind von Bürgern mit ausländischen Wurzeln belegt, die wegen der Arbeitsmöglichkeiten nach Burghausen gekommen sind.

Und welche Rolle spielen dabei die Flüchtlinge?
Huber:
In der Gemeinschaftsunterkunft in Lindach sind rund 150 Aslybewerber untergebracht. Die Kosten für den Bau können wir über das zehn Jahre laufende Mietverhältnis wieder einspielen. Unter den Bewohnern gibt es auch einige anerkannte oder geduldete Asylanten, die eigentlich ausziehen müssten, aber noch keine Wohnung gefunden haben. Die BuWoG hat aber auch vielen schon geholfen. Ein kleinere zweistellige Zahl ist in unseren Wohnungen untergekommen.

Wie hoch ist der Anteil der Wohnungen mit Sozialbindung im Bestand?
Huber:
Von unseren 746 Wohnungen sind derzeit 143 Sozialwohnungen und damit für Menschen, die die entsprechenden Kriterien erfüllen. In Arbeit haben wir zudem rund 100 weitere Sozialwohnungen, die bis 2021 zur Verfügung stehen dürften.

Wie stufen Sie die weitere Entwicklung des Wohnungsmarkt in Burghausen ein?
Huber:
Die Nachfrage wird mindestens noch für die nächsten fünf bis zehn Jahre hoch bleiben und wahrscheinlich sogar noch weiter steigen. Gute und günstige Mietwohnungen sind immer gefragt, unsere Aufgabe ist es, sie bereitzustellen. Die Zahl der Baugrundstücke ist ja begrenzt. Viele werden von privater Seite für den Eigentumsmarkt bebaut. Das verknappt günstigen Mietwohnraum zusätzlich.

Könnte man gegen die Baulandverknappung etwas tun?
Huber:
Der Bayerische Gemeindetag fordert schon seit langem die Einführung einer Baulandsteuer. Das würde der Spekulation auf immer höhere Grundpreise entgegenwirken. Die Eigentümer von brach liegendem Bauland müssten höhere Steuern zahlen, hätten mehr Interesse an einer Bebauung.

Und wie werden sich die Mieten weiter entwickeln?
Huber:
Die Kaltmieten werden weiter steigen, bedingt auch durch Vorschriften des Staats. Wir liegen mit einer durchschnittlichen Kaltmiete von 5,86 Euro je m2 sehr günstig, Neubauten sind unter 7 bis 8 Euro nicht mehr zu machen. Private Anbieter müssen mit 9 bis 10 Euro kalkulieren. Anteilig wesentlich mehr gestiegen sind in den zurückliegenden Jahren die Nebenkosten, so für Wasser, Heizung und Strom.

Wie könnte der Staat dafür sorgen, dass mehr Wohnungen gebaut werden? Sind die Auflagen für Brandschutz, Wärmeschutz zu hoch?
Huber:
Die Auflagen und Vorschriften sind in der Tat zu hoch. Hier sollte auf das Notwendigste reduziert werden – auf Basis des gesunden Menschenverstands und nicht getrieben von der Wirtschaft, die ihre Produkte vermarkten will. Einfachere Baustandards ergeben eine vereinfachte Bauweise mit geringeren Kosten. So könnten sich auch Menschen mit geringerem Einkommen privates Wohneigentum leisten.

Und welche Möglichkeiten bleiben einer Kommune, um die Lage zu verbessern?
Huber:
Burghausen hat mit der BuWoG schon ein gutes Instrument, das sich mäßigend auf die Miethöhen auswirkt. Wir sollten uns zudem ein Beispiel an der Stadt Wien nehmen, in der der Wohnungsmarkt sehr gut funktioniert und die Mieten erschwinglich sind. Dort werden Grundstücke nicht an den vergeben, der am meisten dafür zahlt, sondern an denjenigen, der das beste Konzept für vorgegebene Rahmenbedingungen vorlegen kann. Damit erreicht man: Der Investor ist dann nicht gezwungen so zu bauen, dass er den hohen Ankaufspreis fürs Grundstück über eine optimierte Rendite mit höherer Baudichte wieder hereinbekommt. In Burghausen haben wir durch die Anbindung an die Stadt günstige Grundstückpreise für unsere Immobilien. Hier zahlt sich die vorausschauende Politik der Stadt aus.
(Interview: Rainer Wetzl, Burghauser Anzeiger)

Quelle:
Ausgabe Burghauser Anzeiger - Nr. 51
Datum Freitag, den 1. März 2019

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Seit bald zehn Jahren Geschäftsführer der BuWoG: Markus Huber. (Foto: KommExpert)